Werner Tübke, Sizilianischer Großgrundbesitzer mit Marionetten, (Foto: © Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, © VG Bild-Kunst Bonn, 2024)

Tübke und Italien

Der Leipziger Maler und Zeichner Werner Tübke (1929–2004) zählt zu den profiliertesten künstlerischen Persönlichkeiten der DDR. Das MdbK bewahrt seit der Übernahme des Bestandes der Tübke Stiftung 2022 nahezu den gesamten Nachlass des Künstlers und hat sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung seines OEuvres verpflichtet. Den 20. Todestag von Werner Tübke nimmt das MdbK zum Anlass, sein Werk unter einem neuen Blickwinkel zu beleuchten. Seit den 1970er Jahren unternahm Tübke mehrere Reisen nach Italien, das für viele seiner Landsleute seinerzeit unerreichbar war. Intensive Erfahrungen an Orten wie Venedig, Mailand, Florenz, Rom, Capri und Sizilien spiegeln sich seither auf vielfältige Weise in seinen Arbeiten. Auch mit Blick auf die eigene Karriere markiert Italien einen Wendepunkt: eine Einzelausstellung in der Mailänder Galerie von Emilio Bertonati bringt 1971 den internationalen Durchbruch als Künstler.

Vor dem Hintergrund des idealisierenden Italienbildes der europäischen Kunsttradition und der kontrastierenden, dezidiert politischen Position eines italienischen Zeitgenossen wie Renato Guttuso erschließt sich Tübkes eigenes, vielschichtiges Italienbild. Die Gegenüberstellung mit hochrangigen Werken von Jacopo Pontormo und Agnlo Bronzino (Uffizien, Florenz) unterstreicht Tübkes Wahlverwandtschaft mit den exzentrischen Florentiner Manieristen des 16. Jahrhunderts. Im Sinne einer programmatischen Selbstinszenierung spielt der Maler in seinen zahlreichen Selbstbildnissen bewusst mit den Konventionen italienischer Vorbilder. Die Ambivalenz von Tübkes Italienerfahrung drückt sich besonders in den sizilianischen Gesellschaftsporträts aus, deren bisweilen morbides Vokabular Distanz verrät und düstere Erinnerungen an den Süden beschwört. So erweist sich Tübkes Italienrezeption als Strategie einer individualistischen Kunstanschauung, die zwischen klassischer Ästhetik und subversiver Lust am Widerspruch oszilliert. Die Ausstellung in fünf Räumen im Kontext des Leipziger Bilderkosmos zeigt neben eigenen Beständen Gemälde, Grafiken und Handzeichnungen von Leihgebern aus dem In- und Ausland. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig.

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06.05.2024 bis 16.06.2024

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Di. : 10.00 bis 18.00 Uhr
Mi. : 12.00 bis 20.00 Uhr
Do. : 10.00 bis 18.00 Uhr
Fr. : 10.00 bis 18.00 Uhr
Sa. : 10.00 bis 18.00 Uhr
So. : 10.00 bis 18.00 Uhr

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