Prämierte Portugieser und spritzige Silvaner von Saale und Unstrut

In der Region um Freyburg, Naumburg und Bad Kösen weiß man guten Wein zu schätzen. Man kennt sich hier aus mit dem Heranziehen und der Pflege der Rebstöcke, der behutsamen Begleitung des Reifeprozesses der Trauben und der Verarbeitung der süßen Früchte zu köstlichen Weinen. Seit über 1000  Jahren wird dort, wo Saale und Unstrut sich durch sanfte Täler schlängeln und schließlich zwischen Freyburg und Naumburg ineinanderfließen, Wein angebaut.

Kilometerweit ziehen sich die Weinberge entlang der Flussufer und über die  Höhenzüge der Region. Und so mancher Wanderer, der die romantische Gegend erkundet, lässt den Tag mit einem guten Schluck in einem der Weingüter ausklingen. Das Weinanbaugebiet Saale-Unstrut ist im Vergleich zu anderen deutschen Anbaugebieten recht klein. Es umfasst derzeit etwa 660 Hektar Fläche, vor allem im Süden Sachsen-Anhalts, aber auch im Osten   Thüringens sowie in einigen Gegenden Brandenburgs. Zum Vergleich: In Rheinhessen wird auf rund 26000 Hektar Wein angebaut, in der Pfalz auf rund 23000 Hektar. Das macht das Saale-Unstrut-Gebiet im Vergleich zu den »Massenproduzenten« anderer Regionen zu einer exquisiten Lage. Seine hauptsächlich trockenen Weine werden von Kennern geschätzt und in vielen Hotels und Restaurants ausgeschenkt – beispielsweise im Dorinthotel Charlottenhof in Halle, dessen Weinkeller nach Auskunft von Direktor Dr. Bertram Thieme zu einem großen Teil mit den Tropfen von Saale und Unstrut bestückt ist. »Natürlich muss man hinsichtlich der Qualität wie in jedem Anbaugebiet differenzieren«, meint der Berliner Weinkenner Norbert Pobbig.



Der Journalist ist Herausgeber des »Berliner Weinführers« und beobachtet die Entwicklung des Anbaugebiets Saale-Unstrut seit Jahren aufmerksam. Hinsichtlich der Qualität ihrer Weine habe sich die Region in den vergangenen zehn Jahren »enorm nach vorn« entwickelt, konstatiert er. Die Stärke des Gebietes sieht er vor allem bei Weißweinen und hier in erster Linie bei den Burgundern. Doch auch Rotweine können bei Pobbig überzeugen, beispielsweise der 2008er Portugieser der Winzervereinigung Freyburg, der mit Gold von der Bundesweinprämierung zurück kam. Müller-Thurgau und  Weißburgunder sind beim Weißwein die wichtigsten Rebsorten des Anbaugebiets. Sie machen nach Angaben des Weinbauverbandes Saale-Unstrut e.V. 19 beziehungsweise rund 12 Prozent der angebauten Rebsorten aus. Auch Silvaner, Riesling, Kerner, Bacchus, Traminer, Grauburgunder und Gutedel werden umfangreich angebaut. Insgesamt bauen die Winzer der Region mehr als 30 Weißwein-Rebsorten an.



Doch stolz ist man in der Region auch auf den relativ hohen Anteil der Rotweine. Immerhin ist das Anbaugebiet Saale-Unstrut das nördlichste in Deutschland und damit weniger sonnenverwöhnt als andere. Dornfelder und Portugieser dominieren hier die Rebreihen, gefolgt von Blauem Spätburgunder, Blauem Zweigelt und Regent. Insgesamt werden mehr als ein Dutzend Rotwein-Rebsorten angebaut. Schon von früher Jugend an kennt Opernsänger und TV-Liebling Gunter Emmerlich die Weine aus der Region. »Ich stamme aus Eisenberg und war in der Gegend oft zum Musikmachen«, erzählt Emmerlich. Und bei häufigen Besuchen dort habe er die Tröpfchen schätzen gelernt und wichtige Beziehungen zu Winzern aufgebaut, fügt er augenzwinkernd hinzu. Denn in der DDR-Zeit gehörten die Weine von Saale und Unstrut zur sogenannten Bückware, waren also nicht unbedingt in jedem Geschäft erhältlich.



Emmerlich vertritt sehr charmant das Anbaugebiet und seine Erzeugnisse als offizieller Weinbotschafter. Zwar probiert er bei seinen vielen Reisen auch gern mal die Weine anderer Regionen, doch die von Saale und Unstrut seien ihm die liebsten, betont er. Auf eine Lieblingssorte mag er sich nicht festlegen, »doch den Silvaner mag ich schon sehr gern, weil er so spritzig ist«. Rund 580 Weinbauern leben im Saale-Unstrut-Gebiet für die Reben. Die überwiegende Mehrzahl von ihnen sind Freizeitwinzer, die ihre Trauben in die  Winzervereinigung Freyburg liefern, die seit 75 Jahren den Weinbau in der Region beflügelt. Derzeit konzentriert sich 60 Prozent der Anbaufläche in der hochmodernen Genossenschaft, die auch fünf große Agrarunternehmen unter ihren Mitgliedern hat. Über 40 private Weingüter sowie das Landesweingut sorgen zudem in diesem Anbaugebiet für edle Tropfen. Viele davon haben bei Landes- und Bundeswettbewerben Medaillen errungen. Allein die Winzervereinigung brachte drei goldene Plaketten von der jüngsten  Bundesweinprämierung mit nach Hause.


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