Annoraaq - Etwas gegen den Wind tun

In Mitteldeutschland gibt es eine lebendige Musikszene, bestehend aus vielen Bands und Musikern. Und wir kündigen viele ihrer Konzerte bei Kulturfalter.de oder auf erlebe-mitteldeutschland.de an. In unserer Reihe „Entdeckung der Woche“ wollen wir Ihnen in loser Reihenfolge einige der Bands genauer vorstellen. Unseren nächsten Steckbrief beantworten Holger Spreemann und Leo Winter des Leipziger Rockduos „Annoraaq“.

Wie lange gibt es euch schon, und wie habt ihr euch kennengelernt?

Holger: Uns gibt es seit circa zweieinhalb Jahren, und kennengelernt haben wir uns über eine Annonce. Meine damalige Band suchte noch einen zweiten Gitarristen und Sänger. Wir probten eine ganze Zeit zusammen, und als sich die Band berufs- und studienbedingt auflöste, haben Leo und ich beschlossen, als Duo weiterzumachen, da wir von Anfang an musikalisch und empathisch gut harmonierten.

Euer Name ist „Annoraaq“ – Was steckt dahinter? Ich dachte unweigerlich an einen Anorak. Muss man sich warm anziehen, wenn man eure Musik hört oder etwas „gegen den Wind“ tun?

Holger: Anorak trifft es ganz gut. Da ich aus der ehemaligen DDR komme (lacht) und Leo aus Oberfranken war es immer witzig, wenn ich mit meinem ostdeutschen Dialekt unterhalten habe. Da sind die typischen Begriffe wie Anorak, Laube, Datsche, Broiler, Nicki etc. gefallen. Und Anorak war dann der auserwählte Bandname mit der grönländischen Schreibweise.

Leo: Im Leben erlebt man ja oft Rückschläge. Gerade wenn es schwerfällt, muss man aufstehen. Und weil sich solche Dinge am besten verarbeiten lassen, wenn man mal ganz laut schreit, sind unsere Texte sehr emotional und behandeln allerhand persönliche Schwierigkeiten. Warum dann nicht auch mal „gegen den Wind“ laufen?



Wer sind eure musikalischen Vorbilder und warum?

Holger: John Bonham, Drummer von Led Zeppelin. Weil er für mich das groovigste Rockschlagzeug aller Zeiten gespielt, und mit seinem Stil so viele Musikrichtungen wie auch Künstler beeinflusst hat.

Leo: Gerade die Desert Rock-Szene aus Palm Desert hat es mir sehr angetan. John Garcia, der mit Kyuss diesen „Wüsten Rock“ erst groß gemacht hat, zählt auch mit seinen anderen Bands wie Hermano, Unida zu meinen größten Vorbildern. Daneben war Motörhead in meiner Jugend meine absolute Lieblingsband. Da ist bestimmt noch was hängen geblieben.

Mit wem würdet ihr am liebsten einmal auf der Bühne stehen?

Holger: Ich würde sehr gern mit Fu Manchu und Danko Jones spielen wollen. Die beiden Bands haben einfach den Groove. :D
Leo: Danko Jones wäre wirklich ein Traum. Den höre ich seit meiner Jugend und habe bis 2020 auch fast jedes Jahr ein Konzert besucht. Aber auch John Garcia oder Clutch wären echte Knaller!

Auf welchem Festival würdet ihr am liebsten spielen und warum?

Holger: Das „Stoned from the Underground“ wäre mein Festival der Wahl, da wir dort musikalisch voll reinpassen und die Atmosphäre und die Leute sehr entspannt sind.

Leo: Natürlich würden das „Stones from the Underground“ oder das „Desert Fest“ super zu unserem Sound passen. Aber nach einem Jahr Corona würde ich mich über jedes noch so kleine Punk-Rock-Festival freuen, das uns aufnimmt. Da kommt es dann auch nicht mehr auf das passende Genre an. Der Lärm sollte uns als Bands schon einen.



Woher nehmt ihr eure Inspiration?

Holger: Ich habe einfach Bock auf unsere Band. Zu zweit Rocknummern zu schreiben ist eine große Herausforderung, und die Ideen, die Leo in die Band einbringt, sind großartig. Daraus das zu machen, was zu unserem Album geführt hat, ist einfach saustark - und das ist letztendlich meine Inspiration. Unsere Zusammenarbeit ist einfach unkompliziert und produktiv.

Leo: Neben der Lieblings-Mucke ist das Leben an sich ja die größte Inspiration. Erlebnisse, Freunde oder auch aktuelle Themen inspirieren mich immer wieder aufs Neue, ein paar Zeilen zu schreiben.

Verbringt ihr auch außerhalb der Band viel Zeit miteinander?

Holger: Aktuell, pandemiebedingt ist es sowieso schwer Zeit miteinander zu verbringen bzw. zu proben. Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen gelten auch für uns. ;). Und ja, es wird das ein oder andere Bier gemütlich im Park getrunken, mit stets tollen Gesprächen über Gott und die Welt. Ansonsten, oldschool, wird telefoniert.

Leo: zwischen Holger und mir liegen über zehn Jahre Altersunterschied. Klar gehen wir am Wochenende in andere Clubs oder Bars. Bierchen und Spaziergang sind aber unabhängig vom Alter immer cool, auch wenn 2020 definitiv das Jahr des Telefons war.

Womit vertreibt ihr euch die Zeit im Lockdown?

Holger: Arbeitsbedingt läuft's bei mir sehr jut. Von daher habe ich nicht mehr oder weniger Freizeit als vor dem Lockdown. Ansonsten bin ich mit meiner Freundin viel spazieren und trommle im Proberaum, um nicht einzurosten.

Leo: Ich hatte endlich mal Zeit, meine Liste an nicht gespielten Videospielen abzuarbeiten. Wenn das Wetter aber schön ist, geht`s aufs Radl oder mit Kopfhörern auf den Ohren um den Block.



Was wünscht ihr euch für die Zeit nach der Pandemie?

Holger: Gigs, ganz viele Gigs. Einfach live spielen. Unsere Platte unters Volk bringen.

Leo: Spielen, Feiern und wieder Spielen. Platten zuhause anhören ist schön, aber die Energie einer Band kann man erst live so richtig erleben. Ich freue mich sehr auf viele, eng stehende und schwitzende Körper bei schallernder Mucke.

Woran arbeitet ihr gerade?

Leo: Solange das mit den Gigs noch ausbleibt, werden wir einfach an neuen Ideen feilen und uns schon mal in Start-Position für die Post-Corona-Zeit begeben.

Leo, Holger – vielen Dank für das Interview. Mehr über Songs für Anoraaq gibts auf der Homepage oder dem Youtubekanal der Band.