euro-scene Leipzig 2024: Positive Resonanz beim Publikum

Mit bis auf eine Vorstellung restlos ausverkauften Veranstaltungen endete die 34. Festivalausgabe der euro-scene Leipzig am Sonntagabend mit großem Publikumszuspruch. Das internationale Tanz- und Theaterfestival euro-scene Leipzig blickt auf eine erfolgreiche Festivalausgabe 2024 zurück. Für das Programm der 34. euro-scene Leipzig hat Festivalleiter Christian Watty einzigartige künstlerische Ausdrucksformen mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen verknüpft. Der Programmfokus lag auf Produktionen, die die Bedeutung von Freiheit, Gemeinschaft und Menschenwürde hervorheben und gleichzeitig die breite Vielfalt von Tanz und Theater darstellen – eine Ausrichtung, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurde und viel Anklang fand.
Christian Watty, Festivalleiter der euro-scene Leipzig, fasst zusammen: „Wir konnten dieses Jahr ein breites Spektrum an unterschiedlichen künstlerischen Positionen und Handschriften auf der Bühne sehen und dabei viel starke Kunst erleben. Allen Künstler:innen ist es gelungen, in ihren Arbeiten sehr kreativ und differenziert unsere Gegenwart zu analysieren sowie durch zum Teil sehr biografisch geprägte Ansätze, Werke von großer Eindringlichkeit und Universalität zu schaffen. Ich freue mich über den großen Zuspruch, die Offenheit für vielfältige Erfahrungen und die Dialogbereitschaft beim Publikum.“
Vom 5. bis 10. November wurden an 8 Spielorten 13 Produktionen gezeigt: darunter 1 Uraufführung, 2 Deutschlandpremieren, 2 Eigenproduktionen sowie 2 Koproduktionen. Ergänzend präsentierte das diskursive plus-Programm u. a. den Fachtag INTERNATIONALE BÜHNE INKLUSION, die Preisverleihung des deutschen ITI-Zentrums, Talks und Workshops. Viele Veranstaltungen hatten freien Eintritt und konnten neues Publikum erreichen und neue Spielorte entdecken.
Rund 150 Künstler:innen aus mehr als 13 Ländern (u. a. Argentinien, Belarus, Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Iran, Italien, Kanada, Libanon, Polen, Ukraine, Ungarn) zeigten ihre Kreationen in Leipzig. Rund 4.800 Besucher:innen haben die 36 Veranstaltungen des Bühnen- und Diskursprogramms der euro-scene Leipzig in diesem Jahr besucht. Mit einer Auslastung von knapp 94% beim Bühnenprogramm zieht das Festival eine äußerst positive Bilanz.
Im Schauspiel Leipzig waren vier Vorstellungen zu sehen, die mit tosendem Applaus gefeiert wurden: Bei der Festivaleröffnung UBUNTU CONNECTION stand in einem Tanzwettbewerb das Miteinander als gesellschaftliche Utopie im Vordergrund und wurde zu einer Feier der Verbundenheit und Gemeinschaft. Die Performerin Claudia Marsicano brachte mit ihrer humorvollen One-Women-Show R. OSA den kompletten Theatersaal dazu, an ihren „Zehn Übungen für eine neue Virtuosität“ aktiv teilzunehmen.
In dem Chortheaterstück MOTHERS A SONG FOR WARTIME von Marta Górnicka behaupteten sich 21 Frauen gegen Krieg und Unterdrückung und erinnerten an die Verantwortung jeder und jedes Einzelnen, sich aktiv gegen Krieg zu positionieren. Zum Festivalabschluss feierte Gisèle Viennes CROWD vor vollem Haus einen Rave in Slow Motion mit Jugendlichen auf der Suche nach Gemeinschaft. Direkt nach der Vorstellung bei der euro-scene Leipzig reist dieses Gastspiel weiter in die Berliner Sophiensæle, wo es vom 13. bis 16. November zu sehen ist.
Mit FREMDE SEELEN und ΜΕΡΑ ΣΑΒΒΑΤO (ES WAR AN EINEM SAMSTAG) präsentierte die euro-scene Leipzig zwei Deutschlandpremieren, die jeweils komplett ausverkauft waren. Beide Theaterstücke beschäftigten sich mit Geschichten, in denen denjenigen Gewalt angetan wird, die nicht als Teil der Gemeinschaft angesehen werden: Eva-Maria Bertschys FREMDE SEELEN arbeitete den mutmaßlichen Suizid eines vietnamesischen Pfarrers in den Schweizer Voralpen auf und Irène Bonnauds ΜΕΡΑ ΣΑΒΒΑΤΟ (ES WAR AN EINEM SAMSTAG) beleuchtete ein wenig bekanntes Kapitel der Vernichtung des europäischen Judentums durch die Nationalsozialist:innen.
Weitere Höhepunkte im Festivalprogramm waren drei ausverkaufte Tanzstücke von Künstlern aus dem Iran und Libanon, die sich mit dem Themenfeld Freiheit und Hoffnung beschäftigten. Der iranische Choreograf Armin Hokmi begeisterte mit seiner minimalistischen und hypnotischen Choreografie SHIRAZ, die an die Ideale des gleichnamigen iranischen Festivals in den 1970er Jahren erinnerte, das unterschiedlichste künstlerische Welten zusammenbrachte. Das sehr persönliche Stück des ebenfalls aus dem Iran stammenden Choreografen Sina Saberi, BASIS FOR BEING نرگس, lud die Zuschauer:innen als Gäste zu einer Hausparty im Teheran der 1990er Jahre ein – einschließlich Tee, Gebäck und gemeinsamen Tanzens auf der Bühne. Omar Rajeh, der zu den bekanntesten Choreografen aus dem Libanon zählt, stellte in seinem intensiven Solo DANCE IS NOT FOR US den Niedergang seiner Heimatstadt Beirut eindrücklich dar.
Ein Fokus des Festivals betrachtete das Thema Inklusion im Theater und in der Kulturarbeit: Die beiden ausverkauften Aufführungen von HARMONIA sowie der Fachtag INTERNATIONALE BÜHNE INKLUSION und ein inklusiver Theaterworkshop setzten sich damit auseinander, wie inklusive Kulturpraxis konkret aussehen kann.
Im plus-Programm der euro-scene Leipzig fanden weitere diskursive Veranstaltungen statt: Im Format NACH|GEDANKEN & GESRÄCHE setze das Festival die Kooperation mit dem Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig erfolgreich fort. Unter anderem sprach Choreograf Armin Hokmi mit Studierenden der Theaterwissenschaft über sein Stück SHIRAZ und den Zusammenhang zwischen Kunst und Revolution.
Die 35. euro-scene Leipzig findet vom 4. bis 9. November 2025 statt.